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schwaebische.de - Das Feuer sehe ich auch ohne Brille

08. Apr 2016

SZ-Redakteurin Jennifer Kuhlmann darf mit Feuerwehrkommandant Frank Seeger in den Brandcontainer steigen

Rulfingen / sz Wie eine ziemlich unbewegliche Mischung aus Darth Vader und einem Astronauten komme ich mir vor, als ich in voller Feuerwehrmontur das Feuerwehrgerätehaus in Rulfingen verlasse. Mengens Kommandant Frank Seeger hat gefragt, ob ich mich einmal selbst in den Brandcontainer traue, in dem seine Feuerwehrleute unter Einsatzbedingungen Notfälle trainieren. Da bin ich natürlich dabei. Aus purer Neugier und weil ich kein Angsthase sein will.

Ein wenig mulmig wird mir dann aber doch. „Normalerweise darf man erst nach der Grundausbildung und den Lehrgängen für Sprechfunk und Atemschutz in den Container“, sagt Seeger. „Da sind die Leute meist schon ein oder zwei Jahre in der aktiven Wehr.“ Anfänger sollen sich an Hitze und Rauch gewöhnen, Fortgeschrittene bestimmte Situationen wie das Retten eines Kameraden trainieren. „Wir haben den Container jetzt zwei Wochen von Netze BW zur Verfügung gestellt bekommen und alle Abteilungen absolvieren hier ihr Programm.“

Rennen geht gar nicht

Mein Ziel ist: irgendwie durchkommen und keine Haare verlieren. Beim Einkleiden haben mir Seeger und Atemschutzausbilder Michael Reiser geholfen. Allein hätte ich mir die Atemschutzmaske zu locker umgeschnallt und gar nicht gewusst, welche Barzahl für eine Druckluftflasche in Ordnung ist. Das ganze Gerät hat mit 18 Kilogramm ein ungewohntes Gewicht. Zusammen mit den schweren Schuhen und der restlichen Kleidung muss ich mich voll aufs Gehen konzentrieren. An Rennen oder eine Leiter hinaufzusteigen ist nicht zu denken.

Zusammen mit Kommandant Seeger bilde ich einen Trupp. Er erklärt mir, wie der Schlauch gehalten wird, wenn wir den Container betreten und dass wir uns bei einem sogenannten Flash Over auf den Rücken werfen müssen, um die Flammen an der Decke in Schach zu halten. Bei einer Trockenübung auf dem Platz vor dem Gerätehaus habe ich wahrscheinlich mehr Ähnlichkeit mit einem Käfer, der auf dem Rücken liegt, als mit einer Lebensretterin.

Praktischerweise kann ich auch nicht erkennen, ob Seeger mich auslacht. Meine Brille musste ich nämlich in der Umkleide lassen. Besonders weit gucken kann ich also nicht. Als Seeger wie vereinbart nach dreimaligem Klopfen die Containertür aufreißt, sehe ich den brennenden Schaltkasten vor meiner Nase aber deutlich genug. Während wir in der Hocke den Container betreten und ich mehr vorsichtig als effektiv den Hebel am Schlauch betätige, hat uns Michael Reiser genau im Blick. Er steht im Kontrollraum und steuert die Feuerquellen, die wir abarbeiten sollen. Wegen der Maske und dem prasselnden Feuer kann ich Seeger nicht fragen, was ich tun soll, sondern nur hoffen, dass ich seine Zeichen richtig interpretiere. Schon reißt er mich nach hinten, weil eine Feuerwand sich über die Decke ausbreitet. Bei der zweiten Tour wird dann die Tür geschlossen, die für unseren Fotografen vorher offen gestanden hatte. Nach ein paar Minuten verstehe ich, warum Seeger mir geraten hat, ein zweites T-Shirt mitzubringen und viel zu trinken. Diesmal löscht er den Brand, ich stehe eigentlich nur im Weg herum und gucke zu. Das ist anstrengend genug.

Wieder draußen bin ich erleichtert. Dank der Schutzkleidung und der Begleitung habe ich mich sicher gefühlt. Die Hitze hat mich aber schnell schlapp gemacht. Wahnsinn, dass die Feuerwehrleute das über lange Zeiträume aushalten. Mein Respekt für sie ist noch größer geworden.

Quelle: www.schwaebische.de, Jennifer Kuhlmann, Fotos: Thomas Warnack

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