31.05.2023
Rathaus künftig freitags geschlossen
Mengen 24.05.2023 / Um den Arbeitsplatz angesichts des Fachkräftemangels attraktiver zu machen, setzt die Stadtverwaltung Mengen (Landkreis Sigmaringen) nun als erster Arbeitgeber im öffentlichen Dienst in Deutschland auf eine Vier-Tage-Arbeitswoche. Wer will, hat dann etwa freitags frei. An der tarifvertraglich festgelegten Arbeitszeit und Bezahlung ändert sich hingegen nichts.
Mit der neuen Arbeitszeitregelung haben die Beschäftigten die Chance, auf ein verlängertes Wochenende. Die Stadt Mengen als Arbeitgeberin will damit auch einen Anreiz schaffen, neue Mitarbeiter:innen zu gewinnen.
Es ist ein Novum in der Verwaltung und den städtischen Eigenbetrieben, dass eine vier, statt fünf Tage Woche möglich ist. Dabei gibt es aus Sicht von Bürgermeister Stefan Bubeck und Hauptamtsleiterin Sabine Reger viele Gründe, eine flexiblere Arbeitszeitregelung für die Beschäftigten zu schaffen.
Der Wunsch nach der sogenannten Work-Life-Balance, also Berufliches und Privates in ein gutes Gleichgewicht zu bringen, wird auch bei den etwa 220 Mitarbeitenden der Stadtverwaltung größer. Daraus entstand die Idee, eine Vier-Tage-Woche für die Mitarbeitenden anzubieten. Das kam gut an.
Das neue Arbeitszeitmodell lässt sich auch gut mit Homeoffice und Teilzeitarbeit kombinieren. Das ist insbesondere für Teilzeitkräfte interessant, die nun sogar ihren Beschäftigungsumfang erhöhen könnten und immer noch einen Tag mehr frei haben.
Auch für die Mitarbeiter:innen in den unteren Lohngruppen, die wegen des geringen Verdienstes im öffentlichen Dienst auf einen Nebenerwerb angewiesen sind, ergibt sich aus der Vier-Tage-Woche eine bessere Vereinbarkeit von Beruf, Familie, Pflege und Freizeit.
Die Umsetzung der Vier-Tage-Woche ist nicht ganz einfach gewesen, da die Stadt viele verschiedene Abteilungen hat, die ganz unterschiedliche Arbeitsbereiche haben, wie beispielsweise der Bauhof oder die Stadtwerke. In Gesprächen mit Personalrat und den Mitarbeiter:innen wurde nach individuellen, variablen Modellen für jeden einzelnen Arbeitsbereich gesucht.
So wird die Rufbereitschaft für die technischen Mitarbeiter ausgeweitet, um die Erreichbarkeit und den Betrieb der kritischen Infrastrukturen (Strom-, Wasserversorgung, Abwasserentsorgung etc.) sicherzustellen. Für die Bürger:innen bedeutet die Vier-Tage-Woche, dass sich die Öffnungszeiten des Rathauses und der Stadtwerke ändern.
Ab 1. Juni werden beide freitags für den Publikumsverkehr geschlossen und telefonisch nicht erreichbar sein. Das ergibt sich daraus, dass der freie Tag auf den Freitag gelegt wird.
Die Bürger:innen haben so weiterhin die Sicherheit, dass die Mitarbeitenden von Montag bis Donnerstagabend – zu den gewohnten Öffnungszeiten – zuverlässig erreichbar sein werden. Wobei Termine beispielsweise für standesamtliche Trauungen am Freitag grundsätzlich weiterhin denkbar sind, wenn sie im Vorfeld vereinbart wurden.
Für Bürgermeister Bubeck ist die Flexibilisierung der Arbeitszeit ein wichtiger Schritt, um die Stadt als Arbeitgeberin weiterhin attraktiv zu erhalten und sie den veränderten gesellschaftlichen Bedürfnissen anzupassen.
„Aufgrund des Fachkräftemangels sind wir gezwungen innovative Maßnahmen zu ergreifen, um weiterhin arbeitsfähig zu sein. Mit der Vier-Tage-Woche sind wir Pioniere im öffentlichen Dienst. Ich bin mir aber sehr sicher, dass dieses Arbeitszeitmodell in fünf bis zehn Jahren zur Selbstverständlichkeit wird und branchenübergreifend bei vielen Arbeitgebern eingeführt wird“, so Bubeck.
Bereits seit Anfang dieses Jahres bietet die Stadt für ihre Beschäftigten und ihre Bürger:innen die kostenfreie Pendla-App an, die hilft, Fahrgemeinschaften für Pendler zu gründen und zu finden.
Nun kann durch die Vier-Tage-Woche noch mehr CO2 eingespart werden, da die Beschäftigten an weniger Tagen zum Arbeitsplatz pendeln – ob allein oder in Fahrgemeinschaften.
Ob es darüber hinaus zusätzlich zu Einsparungen der Strom- und Heizkosten im Rathaus kommt, hängt davon ab, wie viele Mitarbeiter:innen von dem Angebot Gebrauch machen und wie viele Büros künftig freitags nicht mehr beheizt werden müssen.